Der Gelbe Spänling ist eine seltene, honiggelbe Pflaume, die in der Region Millstätter See in Kärnten heimisch ist. Diese kleine, spitz zulaufende Frucht ist bekannt für ihren zarten, blumigen Geschmack mit einer dezenten Mandelnote und wird seit Jahrhunderten in der Region angebaut. Ihr weiches Fruchtfleisch und der leicht zu lösende Kern machen sie ideal für Konfitüren, Chutneys und hochwertige Destillate. Seit 2025 ist sie Slow Food Presidio.
„Die ganz alten Bäume sind die treuesten Seelen, sie tragen noch ganz brav und stammen noch von meinem Urgroßvater. Beim Ernten und Verkochen der Spänling-Früchte heißt es früh aufstehen: Denn mit der Sonne wird der Spänling braun, dann ist es keine schöne Marmelade mehr. Frisch verkocht ist die Marmelade wunderbar gelb.“
Rupert Gritzner vulgo Wiednig
Die Spänling-Pflaume zeichnet sich durch ihre mattierte Schale sowie ihren süßen, leicht säuerlichen Geschmack und ihre cremige Textur aus. Ein einzelner Baum kann bis zu 150 Kilogramm Früchte tragen, wobei der durchschnittliche Ertrag bei etwa 100 Kilogramm liegt. Neben der gelben Sorte gibt es auch rote und blaue Varianten, die denselben außergewöhnlichen Geschmack aufweisen.
Der Spänling stammt aus der Römerzeit und ist seit über 2.000 Jahren Teil der mitteleuropäischen Landwirtschaft. Einst wurde er in Österreich, der Slowakei, Ungarn und darüber hinaus in großem Umfang kultiviert. Der Name „Spänling“ leitet sich von dem Wort „abspanen“ ab, das sich auf die Vermehrung durch Wurzelschösslinge bezieht.
Heute erfolgt die Vermehrung des Spänlings jedoch ausschließlich durch Pfropfung – nicht durch Wurzelsprossen oder Stecklinge. Dazu wird Edelreiserholz vom Baum entnommen und manuell auf eine wilde Unterlage gepfropft, beispielsweise auf eine wurzelechte heimische Zwetschge, Schlehe, Mirabelle oder die St. Julianische Pflaume. Es gibt zwei Veredelungsmethoden: das Pfropfen mit einer ruhenden Knospe während des Sommers und das Pfropfen mit einem Spleiß oder Keil während der Ruhezeit.
Der Spänling gedeiht besonders gut auf den fruchtbaren Böden Kärntens und im kontinentalen Klima mit kühlen Sommern und warmen Spätsaisons. Die Bäume werden bevorzugt an südlich ausgerichteten Hängen gepflanzt, wo die Spätsommersonne den Reifeprozess optimal unterstützt. Der Anbau erfolgt nach biologischen und eingriffsarmen Methoden. Die Düngung geschieht mithilfe von Gründüngungspflanzen und kompostiertem Schafsmist, während Schädlinge biologisch bekämpft werden. Dieser nachhaltige Ansatz gewährleistet sowohl die hohe Qualität der Früchte als auch die langfristige Gesundheit der Obstgärten.
Die Ernte erfolgt Anfang August ausschließlich von Hand, um die empfindlichen Früchte zu schonen und ihren Geschmack bestmöglich zu bewahren. Der Spänling wird häufig für Konfitüren, Chutneys und Destillate verwendet, aber auch gelegentlich frisch in lokalen Hotels serviert.
Mit seiner langen Geschichte und seinem einzigartigen Geschmack ist der Spänling ein geschätzter Bestandteil der Kärntner Landwirtschaft. Heute wird er von einer kleinen Gruppe engagierter Landwirte kultiviert, die sich dafür einsetzen, diese traditionsreiche Pflaume zu erhalten und ihr kulinarisches Erbe für kommende Generationen zu bewahren. Um den Spänling vor den Herausforderungen moderner Landwirtschaft, dem Klimawandel und dem Verlust traditioneller Anbaumethoden zu schützen, wurde das Presidio Gelber Spänling gegründet. Dieses setzt sich für den Erhalt der Sorte ein und fördert ihre Bekanntheit. Zudem arbeiten die Kärntner Slow Food Köchinnen und Köche aktiv mit dem Spänling und integrieren ihn in ihre Menüs, um seine kulinarische Bedeutung hervorzuheben und die Erhaltung dieser besonderen Frucht zu unterstützen.
Produzent:innen:
Horst Zwischenberger (Produzent:innen-Koordinator)
9851 Seeboden
Seeblickstraße 59
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