Slow Food Presidio

Jauntaler Hadn (Buchweizen)

Der Jauntaler Hadn, wie der Buchweizen in Kärnten genannt wird, ist ein Pseudogetreide mit einem einzigartigen Geschmacks- und Nährwertprofil, das tief in der Geschichte des Jauntals verwurzelt ist. Ursprünglich aus dem Himalaya stammend, wurde der Buchweizen von heidnischen Wandervölkern nach Österreich gebracht und entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem wichtigen Grundnahrungsmittel. Heute ist der Buchweizen im Jauntal dank engagierter Produzent:innen ein fester Bestandteil der Landwirtschaft und kulinarischen Tradition – und dank der Bemühungen von Slow Food Kärnten als Presidio geschützt.

„Gesunder Genuss mit Buchweizen“

Bereits vor über 8.000 Jahren wurde der Buchweizen im Himalaya kultiviert. In Kärnten fand er schnell eine Heimat und wurde unter dem Namen „Hadn“ bekannt. Während er früher als „Arme-Leute-Essen“ galt, verlor der Buchweizen mit der Zeit an Bedeutung und wurde hauptsächlich zur Begrünung genutzt. Doch seine wertvollen Eigenschaften blieben nicht unbeachtet: 1997 wurde in der Gemeinde Neuhaus im Bezirk Völkermarkt die Initiative „Wir laden zum Hadn“ ins Leben gerufen, um den Buchweizen wieder populär zu machen und in die tägliche Küche zu integrieren. Als der Verein seine Arbeit für den Buchweizen begann, wurden im Jauntal 20 Hektar mit dieser rosa blühenden Pflanze bebaut. Heute sind es bereits stolze 150 Hektar. 2024 wurde der „Jauntaler Hadn“ von der internationalen Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt als Slow Food Presidio ausgezeichnet. Das Herzstück dieser Initiative bildet das Hadnzentrum, in dem eine Buchweizenmühle steht. Hier wird ausschließlich Buchweizen  zu Mehl, Grieß und Reis verarbeitet, um eine glutenfreie Produktion zu garantieren. 

Der Anbau des Hadn erfordert besondere Sorgfalt: Es dürfen weder Dünger noch Pflanzenschutzmittel verwendet werden, da die Pflanze sonst nicht gedeiht. Mit einer kurzen Vegetationszeit von nur 90 Tagen – von der Aussaat bis zur Ernte – wird der Buchweizen als Zweitfrucht nach der Wintergerste angebaut. Gesät wird er Mitte bis Ende Juli, und die Ernte erfolgt zwischen Ende September und Anfang Oktober. Während der Blütezeit verwandeln die Buchweizenfelder das Jauntal in ein malerisches Meer aus weißen bis rosafarbenen Blüten. Zudem ist Buchweizen eine wertvolle Bienenweide und trägt aktiv zur Förderung der Biodiversität bei. Der geringe Nährstoffbedarf der Pflanze und ihre Fähigkeit, auf nährstoffarmen Böden zu gedeihen, machen sie zu einer ökologisch nachhaltigen Wahl.

Buchweizen war früher ein Grundpfeiler der Kärntner Küche, vor allem als Buchweizensterz. Heute erlebt er eine Renaissance in regionalen und internationalen Küchen. Initiativen wie „Wir laden zum Hadn“ und das jährliche Hadn-Festival haben dazu beigetragen, Buchweizen wieder stärker in die Gastronomie und den Alltag zu integrieren. Neben traditionellen Gerichten wird Buchweizen auch in modernen Produkten wie Chips, Keksen, Brot, Pizza und Nudeln verarbeitet. Diese kulinarische Vielfalt zeigt, wie flexibel und zeitgemäß dieses traditionsreiche Kraftkorn ist.

Weitere Besonderheiten des Hadn

  • Glutenfrei und leicht verdaulich: Ideal für Menschen mit Glutenunverträglichkeit.
  • Hoher Gehalt an Lysin: Unterstützt den Aufbau stabiler Knochen.
  • Reich an Kohlenhydraten: Stärke ist der Hauptbestandteil, was ihn zu einer wertvollen Energiequelle macht.
  • Intensiver Geschmack: Nussig, leicht bitter und kräftig – einzigartig in vielen Gerichten.
  • Kein Getreide, sondern Knöterichgewächs: Botanisch gesehen gehört Buchweizen nicht zu den Getreidearten.

Auf einen Blick:

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Jauntaler Hadn (Buchweizen)

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