Das Krainer Steinschaf, einst die bedeutendste Schafrasse des Alpenraums, wurde über Jahrhunderte als asaisonales Milchschaf genutzt. Mit der Verbreitung moderner Hochleistungsrassen im 20. Jahrhundert geriet es jedoch fast an den Rand des Aussterbens und zählt heute zu den „gefährdeten Nutztierrassen“. Seit 2009 wird es als Passagier der „Arche des Geschmacks“ von Slow Food geschützt. Im Jahr 2024 wurde das Krainer Steinschaf von der internationalen Slow Food Foundation für Biodiversität mit der Auszeichnung „Slow Food Presidio“ geehrt, wobei engagierte Bauern und Bäuerinnen der Slow Food Gemeinschaft „Krainer Steinschaf“ sich aktiv für seinen Erhalt einsetzen.
Durch ihre Genetik sind die Krainer Steinschafe für die intensive Mast nicht geeignet, vielmehr entwickeln sie ihre besondere Fleischqualität bei langsamem Wachstum in extensiver Weidehaltung.
Barbara Soritz
Das Krainer Steinschaf zählt zu den ältesten und ursprünglichsten Schafrassen in Österreich und dem Alpen-Adria-Raum, wo es insbesondere in Kärnten, Slowenien (Bovska Ovca) und Friaul (La Razza Ovina Plazzana) gezüchtet wird. Über Jahrhunderte hinweg wurde es als Dreinutzungsrasse (Fleisch, Milch, Wolle) besonders geschätzt und galt um 1900 als eine der bedeutendsten Schafrassen des Alpenraums. Die Verbreitung moderner Hochleistungsrassen führte jedoch im Laufe des 20. Jahrhunderts beinahe zum Aussterben dieser traditionellen Rasse. Ende des 20. Jahrhunderts begannen engagierte Schafzüchter:innen, das Krainer Steinschaf durch gezielte Erhaltungszucht unter naturnahen, artgerechten und biologischen Bedingungen zu bewahren, sodass heute wieder eine stabile Zuchtpopulation existiert.
Das Krainer Steinschaf ist ein klein- bis mittelrahmiges Schaf mit feingliedriger Statur und kurzen, nicht hängenden Ohren. Der Kopf ist unbewollt und kann sowohl hornlos als auch gehörnt sein. Es gibt vier Farbschläge, wobei schwarze und weiße Tiere am häufigsten vorkommen, gefolgt von gescheckten und grauen Schafen. Besonders auffällig ist die bunte Zeichnung der Köpfe. Die Rasse ist für ihre Robustheit, Stresstoleranz und Genügsamkeit bekannt und eignet sich hervorragend für die extensive Weidehaltung in rauen, trockenen Gebieten. Mit ihren harten Klauen und der groben, meist weißen oder schwarzbraunen Mischwolle ist sie wetterhart und bestens an die Bedingungen im Alpenraum angepasst.
Das Krainer Steinschaf zeichnet sich nicht nur durch seine hervorragenden Muttereigenschaften und ausgezeichnete Milchleistung aus, sondern auch durch seine besondere Fleischqualität. Das Fleisch besticht durch ein dezentes, feinwürziges Aroma und einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Diese besondere Qualität entwickelt sich durch das langsame Wachstum der Tiere in extensiver Weidehaltung, bei der sie hauptsächlich mit Gras und Heu gefüttert werden. Die Milch und Milchprodukte des Krainer Steinschafes, die häufig in hofeigenen Betrieben verarbeitet werden, sind reich an Proteinen, Omega-3-Fettsäuren, Spurenelementen und Vitaminen, die gesundheitsfördernde Wirkungen haben, wie die Wiederherstellung der natürlichen Hautschutzbarriere und die Stabilisierung des Säureschutzmantels. Während früher vor allem die Wolle des Krainer Steinschafes zur Deckung des Hausbedarfs und zur Herstellung von Loden verwendet wurde, wird sie heute nicht nur für ihre Wollverarbeitungseigenschaften geschätzt, sondern auch als Langzeitdünger und Wasserspeicher eingesetzt. In Pelletsform findet sie Anwendung in der ökologisch nachhaltigen Bodenbewirtschaftung sowie im Obst- und Gartenbau.
Durch ihre Genetik sind Krainer Steinschafe nicht für die intensive Mast geeignet. Vielmehr entwickeln sie ihre besondere Fleischqualität durch langsames Wachstum bei extensiver Weidehaltung. Trotz der Bedrohung durch moderne Rassen leistet das Krainer Steinschaf heute einen unverzichtbaren Beitrag zum Erhalt lebendigen, tierischen Kulturguts und bleibt ein Symbol für nachhaltige Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung.
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