Im einstigen Tal der hundert Mühlen wird wieder vermehrt Getreide kultiviert. Und daraus auf mehreren Bauernhöfen wieder Brot gebacken.
Als "Tal der hundert Mühlen" war das Kärntner Lesachtal dereinst bekannt: Über lange Zeit hinweg wurde dort Getreide angebaut, gemahlen und verarbeitet. Die Selbstversorgung war in der abgelegenen, auf knapp 1.500 Meter Höhe liegenden Bergbauernregion zwischen den Lienzer Dolomiten und den Karnischen Alpen unerlässlich. Heute sind noch einige Mühlen in Maria Luggau erhalten, manche Bauern und Bäuerinnen kultivieren seit einiger Zeit wieder vermehrt Roggen und Weizen nach streng biologischen Richtlinien – und backen daraus Brot.
Im Jahr 2018 war das Lesachtaler Brot das erste Kärntner Lebensmittel, das zum Presidio-Produkt erklärt wurde: Die vom Verschwinden bedrohte Brotbacktradition der Region sollte geschützt werden, die Biodiversität, das traditionelle Handwerk und der regionale Handel gestärkt werden – durch ein hochwertiges, geschmackvolles und ökologisch nachhaltiges Produkt und genaue Standards für die Produzent:innen. Die Tradition der Brotherstellung im Lesachtal umfasst den Getreideanbau und die Gewinnung des Korns in einer Bergbauernregion, das notwendige Wissen zum Bau von Mühlen sowie das Brotbacken in den hauseigenen Öfen. Damit verbunden ist ein Beitrag zur Kulturlandschaftspflege genauso wie das Bewahren von typischen, fachspezifischen Dialektausdrücken. Die Bezeichnung „Lesachtaler Brot“ bezieht sich also nicht nur auf das Handwerk des Brotbackens. Sie steht auch für den menschlichen Umgang mit der gestalteten Kulturlandschaft, für traditionelle Getreideanbaupraktiken und die entsprechenden Produktionsverfahren sowie das kulturelle Alltagsleben.
Das Brot mit seiner typischen matten, mittelbraunen, von Rissen durchzogenen Kruste, wird das ganze Jahr über hergestellt: aus Lesachtaler Sauerteig, mit einem geringen Hefeanteil und immer aus zwei Drittel Roggen und einem Drittel Weizen. Das Korn, das aus dem Lesachtal stammen muss, wird dafür stets in Steinmühlen frisch vermahlen, um das Maximum an Nährstoffen und Geschmack zu erhalten. Gebacken wird teils in Holzöfen, teils in Elektroöfen, üblicherweise zu Hause am Bauernhof. Und auf jedem Brotlaib findet sich das Auge Gottes: als Zeichen der Dankbarkeit.
Obmann Hans Unterguggenberger
9653 Liesing im Lesachtal
Tscheltsch 4
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