Viele Früchte, die gemeinhin als Kriecherl bezeichnet werden, sind gar keine. Im Waldviertel ist die wilde Pflaume dagegen weit verbreitet.
Nicht immer steckt hinter dem Kriecherl tatsächlich ein Kriecherl: Der Name ist in Österreich sehr geläufig – oft bezieht er sich aber auf die Kirschpflaume, eine nicht heimische Pflaumenart. Während das heimische echte Kriecherl in Österreich selten geworden ist, gibt es im Waldviertel noch eine größere Dichte an Kriecherlbäumen und eine entsprechende Genussregion.
Das grün-gelbe Waldviertler Kriecherl ist wahrscheinlich die älteste Kulturpflanze, die im Grenzraum von Niederösterreich und Südmähren entstanden ist. Es handelt sich dabei um rund 30 verschiedene Primitivpflaumen, die sich vor 6000 Jahren in der Region entwickelt haben und die sich in Größe, Form und Erntezeitpunkt unterscheiden. Da es sich um eine Wildobstart handelt, werden die kleinwüchsigen und kurzlebigen Bäume nicht veredelt, man kann sie aus einem Kern oder einem Jungtrieb aus dem Wurzelsystem vermehren.
Die Ernte der Kriecherl ist aufwändig, da die Früchte direkt vom Boden aufgesammelt werden, da sie nicht nachreifen und somit auch nicht vorzeitig vom Baum gepflückt werden können. Die Frucht ist rund, nicht steinlösend, hat einen hohen Säure- und einen niedrigen Zuckergehalt und einen charakteristischen, aromatischen Geschmack. Aus Waldviertler Kriecherln werden Säfte, Marmeladen, Schaumweine, Senfe und Schnäpse hergestellt.
Obmann Christian Bisich
3911 Rapottenstein
Sonnleiten 152
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