Helmut Hundlinger ist seit jeher eine tragende Säule von Slow Food in Österreich. Heute engagiert er sich nicht nur für das Convivium Waldviertel, eines der ältesten aktiven Convivien in Österreich, sondern auch für den Dachverband Slow Food Österreich. In einem Kurzinterview erzählt uns Helmut Hundlinger von seiner ersten Begegnung mit Slow Food auf einer Reise in den Piemont, von persönlichen Treffen mit Carlo Petrini und verrät uns seine Tipps für gutes, sauberes und faires Essen und Einkaufen in der Region um Horn.
Bevor ich mich der Slow Food-Bewegung widmete, war ich langjähriger Geschäftsführer im IT- und Kopierergeschäft in Horn im Waldviertel. Es war während einer Reise ins Piemont im Jahr 1998, dass ich zum ersten Mal mit der Philosophie von Slow Food in Berührung kam. Diese Begegnung hinterließ einen nachhaltigen Eindruck bei mir, und ich entschied mich, Mitglied bei Slow Food International zu werden. Was mich besonders faszinierte, war der Grundgedanke von Slow Food: die Betonung von saisonalen und bodenständigen Produkten sowie kurzen Transportwegen. Diese Prinzipien sprachen mich sofort an, ebenso wie die einzigartige Essenskultur in den Osterien und Trattorien des Piemont. Dort gab es keine Speisekarten, sondern nur mündliche Empfehlungen. Besonders beeindruckend fand ich die Einfachheit der Speisen, die dennoch wunderbar schmeckten. Ein paar persönliche Treffen mit Caroli Petrini haben mich in meiner Entscheidung wesentlich bestärkt.
Meine Frau und ich haben uns schon lange vor der Gründung unseres Conviviums der Slow Food Philosophie verschrieben. Schon lange haben wir nach diesen Prinzipien gelebt, eingekauft und gekocht. Die Idee, ein eigenes Convivium zu gründen, kam ursprünglich von einem guten Freund, der bereits im Convivium "Slow Food Wien" engagiert war. Er ermutigte mich, selbst ein Convivium ins Leben zu rufen, und versprach, mein erstes Mitglied zu werden. Im Jahr 2001 war es dann soweit: Wir hielten unsere Gründungsversammlung ab. Zu meiner Freude und Überraschung fanden sich bei diesem ersten Treffen bereits über 60 Gleichgesinnte, die sich begeistert für die Ideen von Slow Food einsetzen wollten.
Für mich ist es wichtig, dass die Lebensmittel eine sehr gute Qualität haben und nur kurze Transportwege hinter sich haben. Die Landwirt:innen sollen von den Einnahmen auch gut leben können, denn dann investieren sie auch wieder in unserem Waldviertel - das ist dann ein schöner Kreislauf.
Die Gründung eines Marktes in Horn war schon lange ein persönliches Ziel von mir. Kurz vor meinem Pensionsantritt, im Dezember 2012, wurde dieser Traum Wirklichkeit, als wir den ersten Markt in Horn abhielten. Mein damaliger Stellvertreter, Gerhard Heger, spielte eine treibende Rolle in diesem Projekt. Wir konnten einen vielfältigen Mix an Aussteller:innen gewinnen: Von Bäcker:innen über Bier- und Gemüseproduzent:innen, Fischlieferant:innen, Schafproduktehersteller:innen, Kaffeeröster:innen und Eierproduzent:innen bis hin zu Wildanbieter:innen. Alle Marktteilnehmer kommen aus einem Umkreis von maximal 30 Kilometern. Zusätzlich bieten wir stets frisch zubereitete Speisen von den Marktteilnehmer:innen an, ergänzt durch wechselnde Weingüter aus der näheren Umgebung. Der Großteil der angebotenen Produkte stammt aus biologischer oder biodynamischer Landwirtschaft, was unseren Markt besonders auszeichnet.
Ich engagiere mich für Slow Food Österreich, weil der Dachverband unseren Convivien ausgezeichnete Unterstützung in verschiedenen Themenbereichen bietet. Diese Struktur verstärkt nicht nur unsere individuellen Bemühungen, sondern erhöht auch die Sichtbarkeit und Reichweite von Slow Food in ganz Österreich wesentlich.
Das Waldviertel zeichnet sich durch einen der höchsten Anteile an Bio- und Demeter-Betrieben in der österreichischen Landwirtschaft aus. Diese Konzentration fördert eine Gemeinschaft von innovativen und zukunftsorientierten Landwirt:innen. Außerdem legt unser Convivium seit den Anfängen großen Wert auf die Erhaltung der biologischen Vielfalt, weshalb wir uns besonders um Arche-Passagiere und Presidi-Produkte bemühen.
Mein absolutes Lieblingsrezept zu dieser Jahreszeit sind Linsen mit Speck. Aber ich koche auch gerne einen wärmenden Hühnersuppentopf, ein herzhaftes Gulasch, Zwiebelkarpfen, eine Erdäpfelsuppe oder einen Schweinsbraten mit Erdäpfelknödel, ein echter Klassiker bei uns im Waldviertel.
In Horn haben wir das Glück, ein gut sortiertes Bauerngeschäftl zu haben, das eine vielfältige Auswahl an lokalen Produkten bietet. Außerdem kaufe ich gerne im Hofladen Nendwich in Pernegg, der auch einige 24/7 Standorte in Horn und Umgebung betreibt. Außerdem ist unser Bio-Bäcker Brotocnik gleich ums Eck.
Ich esse sehr gern im Öhlknechthof in Horn, im Wirtshaus Buchinger in Harmannsdorf oder beim Dorfwirt in Litschau.
Ich kann das Buch „Stadt, Land, Überfluss“ von Jörg Schindler und das Buch „Rudolf Steiner – Leben und Lehre“ von Heiner Ullrich sehr empfehlen.
Deine Unterstützung macht den Unterschied: Mit deiner Spende bewahrst du seltene Obst- und Gemüsesorten und bedrohte Tierrassen, stärkst kleine Produzent:innen und förderst ein gutes, sauberes und faires Ernährungssystem für alle. Gemeinsam setzen wir uns für die Zukunft unserer Lebensmittel ein – regional und weltweit.