Bereits seit 2022 ist die Kulturmanagerin und gebürtige Vorarlbergerin Marion Mangeng Teil unseres Slow Food-Teams und engagiert sich tatkräftig für unsere Arche- und Presidi-Produkte. Für unsere Blog-Serie, in der wir euch alle unsere Team-Mitglieder vorstellen möchten, haben wir Marion zu einem Kurz-Interview gebeten. Dabei erzählt sie euch mehr über ihr Engagement für gute, saubere und faire Lebensmittel – sowohl für Slow Food als auch in anderen Projekten. Außerdem teilt sie ihre Tipps zum Einkaufen in Salzburg und Umgebung, zum Essen gehen in Vorarlberg sowie Lese- und Hörtipps rund ums Thema Essen.
Ich arbeite seit vielen Jahren als Kulturmanagerin in den unterschiedlichsten Bereichen (Musik, Tanz, zurzeit arbeite ich im Museum der Moderne Salzburg), regional-typische Kulinarik zählt für mich natürlich auch zur Kultur. Seit 2021 bin ich ausgebildete TEH®-Praktikerin. Mit diesem traditionellen Wissen über die Kraft der Heilkräuter ausgestattet unterstütze ich mit sehr einfachen Mitteln rund ums Jahr meinen Körper (Kräutertees, Blütenessige und -sirupe, Ansätze von Bitterkräutern, frisches Grün, …). Ich biete auch Kräuterwanderungen an, am liebsten kombiniert mit Kochkursen, um die Wildkräuter auch gleich zu verarbeiten. Auch für Kinder biete ich Kochkurse an. Auf Slow Food bin ich vor vielen Jahren durch Berichte über das Piemont gestoßen und fand die Philosophie, also den von Verantwortungs-, Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein geprägten Zugang zum Thema Ernährung und Essen schon damals sehr ansprechend, aber auch etwas unerreichbar. Vor drei Jahren habe ich Slow Food Österreich über Social Media entdeckt und durfte gleich mitarbeiten.
Slow Food ist ein Gegenpol zu Fast Food, ein starkes Statement gegen die Aufgabe von alten Sorten, Rassen, traditionellen Gerichten, vorwiegend aus ökonomischen, gewinnorientierten Gründen, aber natürlich auch aufgrund struktureller Veränderungen in der Landwirtschaft. Slow Food möchte ein Bewusstsein für kulinarischen Genuss und Lebensmittelqualität wecken und kritisches Denken anregen, Slow Food ermöglicht Nischenprodukten, zu überleben, Slow Food unterstützt außergewöhnliche Menschen in ihrem Tun. Deshalb engagiere ich mich hier.
Für mich soll Essen ein Vergnügen sein – im Idealfall ein geschmackliches, olfaktorisches und optisches –, industriell hergestellte Produkte oder lieblos zubereitetes Essen sind für mich niemals „gut“.
Sauber ist für mich, wenn bei der Produktion eines landwirtschaftlichen Produkts nichts und niemand auf der Strecke bleibt – also Natur, Tiere und auch die Produzent:innen ge- und beschützt werden und in einem ökologisch-nachhaltigen Herstellungsprozess auch an die nächste Generation gedacht wird und natürlich auch an die vielen vorangegangenen.
Fair ist für mich, wenn die Produzent:innen für ihre harte Arbeit einen gerechten Preis bezahlt bekommen und sie ihre Werte hochhalten und leben dürfen.
Mich begeistert an der Arbeit über seltene oder bereits vom Aussterben bedrohte Tierrassen und Pflanzenarten neben ihrem meist viel intensiveren und spannenderen Geschmack deren kulturgeschichtliche Bedeutung über Jahrhunderte und wie sie binnen wenigen Jahrzehnten von der industriellen Landwirtschaft an den Rand und fast bis zur Ausrottung gedrängt wurden. Es ist für mich auch eine besonders schöne Beschäftigung mit meiner Herkunft und der meiner Vorfahren aus einem hochalpinen Tal und wie Natur, Landschaft, Klima die Lebewesen geprägt haben. Durch ambitionierte Köch:innen wird Tradition hypermodern, das finde ich so toll. Ich habe mich mit alten Tierrassen (Schafe und Ziegen) beschäftigt und werde demnächst alte Rinder- und Schweinerassen erarbeiten. Das ist für mich sinnstiftende Arbeit.
Das Montafoner Steinschaf liebe ich durch meine topografische und familiäre Nahebeziehung besonders und auch das mit ihm verwandte Krainer Steinschaf, wozu erst vor kurzem in Kärnten ein Presidio gegründet wurde. Aber natürlich bin ich von allen anderen Arche-Produkten genauso begeistert.
Ich bin Vorarlbergerin und durch meine Familiengeschichte bin ich großer Fan des Montafoner Sura Kees (mein Opa hat ihn selbst gemacht), den die Familie Kartnig im Sommer während gut zwei Monaten auf der Alpe Garnera noch nach der ursprünglichen Art produziert.
Den Vorarlberger Riebelmais von Richard Dietrich braucht es unbedingt, um einen „richtigen“ Riebel zu machen, ein uraltes bäuerliches Gericht, deren Zubereitung heute gerne wieder zelebriert wird.
Mein selbstgemachtes Brot wird am besten mit dem Lungauer Tauernroggen und dem Laufener Landweizen aus Salzburg. Mein Oxymel mache ich mit Apfelessig vom Pankrazhofer/Die Essigmacherinnen und Honig vom Bio-Imker Alfred Bründl in Leogang.
Mich fasziniert das Werden einer Pflanze aus einem winzigen Samenkorn, ich probiere deshalb die eigene Aufzucht möglichst vieler Pflanzen und lerne, wie schwierig es ist, nach biologischen, umwelt- und ressourcenschonenden Kriterien Gemüse zu züchten und habe dadurch umso mehr Ehrfurcht vor allen Bio-Bäuer:innen gelernt, die sich dem verschrieben haben. Ich hege auch eine große Liebe für alle Wildkräuter und -blumen, die dürfen alle bei mir wild wachsen und gedeihen, bis ich sie verzehre.
Anfänger:innen könnten es vielleicht mit Erbsen und Bohnen probieren, denn sie sind ein von großer biologischer Vielfalt geprägter Eiweißlieferant, die Leguminosen sind gut für den Boden und auch die Schnecken mögen sie nicht so gerne. Mich fasziniert außerdem die unglaubliche Vielfalt und Schönheit von alten Tomatensorten, die es selten zu kaufen gibt.
Im heutigen Lebensalltag muss in Familien oft das Zubereiten von guter und wertvoller Ernährung zurückgeschraubt werden, dadurch geht bereits ab dem Baby- und Kleinkindalter viel (Qualitäts-)Bewusstsein für gutes Essen verloren. Deshalb versuche ich, das Entwickeln und Sensibilisieren der Sinne, das Erspüren von Aromen, eine Wertschätzung der Güter, das Entdecken von Unbekanntem und vor allem viel Spaß beim Zubereiten und Genießen von Gerichten den Kindern zu vermitteln. Neugierde, Kreativität und Begeisterung sollen geweckt werden. Und die Kinder merken, dass das Selbstgemachte einfach viel besser schmeckt.
Ich konnte es an meinen eigenen Töchtern beobachten, die von ganz klein auf alle möglichen Lebensmittel zu essen bekamen: sie sind mittlerweile trotz ihres jungen Alters richtige Feinschmeckerinnen, Fastfood hingegen kennen sie gar nicht.
Ich verarbeite leidenschaftlich gerne die jungen Wildkräuter und -blüten, die ich in meinem Garten und in der Natur finde, z. B. Bärlauchtascherl mit Röhrlsalat, Wildkräuterravioli, Wildkräuterrisotto, Brennesselbrotstangerl, Holunderblütenessig…
Ich gehe besonders gerne auf die Salzburger Schranne und kaufe, wenn immer möglich, bei bäuerlichen Hofläden, z. B. beim Geisbichlgut in Hallwang, beim Erentrudishof – Stift Nonnberg, beim Sperlbauer in Anthering, Joglbauer in Obertrum oder Winklhofer in Wals.
Ich möchte lieber ein paar Tipps aus dem Westen abgeben: In Vorarlberg mag ich das Gasthaus Rössle in Braz, die Wirtschaft Traube in Klösterle, das Biohotel Schwanen in Bizau, der Rote Wand Chef’s Table im Schualhus in Zug am Arlberg.
Für mich prägend, warum Slow Food meine Essensphilosophie ist, ist das Buch „Darm mit Charme“, denn es zeigt, wie Sauerteig, Fermentierung, hochwertige Vollkorn- und Bioprodukte den Darm und dadurch auch die Psyche gesund halten.
Ich mag die Wildkräuterküche sehr, deshalb kann ich Kochbücher wie „Die gute Landkräuterküche“ von Alexia Zöggeler oder „So schmecken Wildpflanzen“ von Meinrad Neunkirchner und Katharina Seiser sehr empfehlen.