Lerne unsere Markt der Erde Expertin Monika Liehl kennen: Monika hat einst Österreichs allerersten Slow Food Markt der Erde in Parndorf gegründet und unterstützt seither die Entwicklung von Märkten der Erde in ganz Österreich. Seit unseren Anfängen ist sie Teil unseres Vorstands und koordiniert und vernetzt dabei die Convivien und Gemeinschaften. Im Interview erzählt sie uns über ihre jahrelange Begeisterung für Slow Food sowie Ziegenrohmilchkäse.
Als ich begann, Ziegenkäse zu produzieren, belieferte ich eine Buschenschank. Dort hat mich der Winzer eingeladen, doch einmal zu einem Stammtisch von Slow Food Burgenland mitzukommen, da er meinte, das könne für mich interessant sein. Bei diesen Stammtischen lernte ich sehr viele Gleichgesinnte – sowohl Produzent:innen als auch Co-Produzent:innen – kennen und ich wurde Slow Food-Mitglied. Es dauerte nicht lange und ich wurde innerhalb des burgenländischen Conviviums aktiv – erkannte die Notwendigkeit bzw. den Bedarf eines Slow Food-Marktes. Wir bauten unseren Stadel am Ziegenhof um und eröffneten nach einem halben Jahr den Markt der Erde Parndorf mit 10 Produzent:innen. Einen großen Teil dieser Produzent:innen lernte ich bei den Slow Food Stammtischen kennen.
Je tiefer ich mich mit der Materie Lebensmittel beschäftige, desto mehr ist es mir ein Anliegen, mich für dieses Thema – genau genommen das wichtigste Thema unseres Lebens – einzusetzen. Ohne gute, saubere Nahrung, ohne gute, saubere Getränke, ohne ehrliche Produktion dieser Lebensmittel – wie der Name schon sagt: "Mittel zum Leben" – was wären wir, wenn es diese nicht mehr gäbe? Noch ist vielleicht etwas zu retten. Wer will Essen voller Chemikalien, überzuckerte Getränke, Krankmacher ohne Ende. Unsere Aufgabe ist, dies bewusst zu machen. Und wie sieht die Zukunft einer Region aus, die keine Lebensmittel mehr produziert? Was passiert mit den Äckern, mit der Versorgung, mit dem Klima? Noch mehr Abhängigkeit? Ich denke, es ist zwar nicht mehr ganz zu retten, doch je mehr Personen sich einsetzen, umso eher kommt es zu einem Umdenken. Jede kleine Zelle kann etwas bewirken. Und wir sind so eine kleine Zelle, das bestätigen die Kund:innen bei jedem Marktbesuch und sprechen es auch aus. Das bestätigt meinen Einsatz.
Gut bedeutet für mich von hervorragender Qualität und vorzüglichem Geschmack. Sauber heißt für mich ökologisch einwandfrei produziert, auch in Respekt gegenüber Natur und Umwelt. Fair bedeutet für mich ehrlich produziert, unter fairen Bedingungen für die, die mitarbeiten. Und auch ein fairer Preis für Konsument:innen als auch Produzent:innen.
Ziegen faszinieren mich seit meiner Kindheit. So frech, so lustig, im Rudel und doch so individuell. Ziegenkäse liebe ich seit Jahrzehnten und war besonders vom einfachen Ziegenfrischkäse im Süden Europas begeistert. Handwerklich und bodenständig Ziegenkäse zu produzieren, war einfach ein Traum von mir. Daher stelle ich vielerlei Frischkäse, aber natürlich auch Schnittkäse her. Ricotta selten. Ich verarbeite die melkwarme Rohmilch 2x täglich zu Käse. Auch wenn es abends kleinere Mengen sind, kühle ich die Milch nicht und erhitze sie nicht, gehe sehr behutsam mit ihr um. Natürlich wäre alles andere einfacher. Ich verwende keine Kessel, keine Rührwerke, mache alles von Hand. In Rohmilchkäse sehe ich ein echtes Lebensmittel – mit allen Inhaltsstoffen, Enzymen, Bakterien, die der Mensch für sein Verdauungssystem, sein Microbiom braucht. Das meiste dieser wertvollen Bestandteile wird durch Pasteurisieren zerstört.
Nachdem ich bei den Stammtischen so viele Produzent:innen von herausragenden Lebensmitteln kennenlernte, die eine bessere Vermarktungsmöglichkeit suchten, und sich die Konsument:innen, die den Stammtisch besuchten, einen Möglichkeit des gebündelten Einkaufs wünschten, ging mir die Überlegung einen Markt ins Leben zu rufen, nicht mehr aus dem Kopf. Mit Unterstützung von Kerstin Rohrer, der Convivienleiterin von Slow Food Burgenland, und der Möglichkeit gleich einen Earth Market mit anspruchsvollen Kriterien zu gründen, dauerte es nicht lange, bis wir den Stadel dafür vorbereitet hatten. Das alte Eternit-Dach musste natürlich gegen ein Ziegeldach ausgetauscht werden und so manche andere bauliche Verbesserung. Zum Glück konnte ich auch meinen Mann für Slow Food begeistern und er unterstützte mich bei diesem Vorhaben.
Es geht darum, den Produzent:innen der Region eine Bühne zu bieten, eine spezielle Vermarktungsmöglichkeit. Am Markt der Erde werden bewusste Kund:innen angesprochen, denen es wichtig ist, in der Region zu kaufen und die kleinbäuerliche Struktur zu erhalten, denen es ein Anliegen ist, die Produzent:innen zu kennen, vertrauen zu können und direkt ohne Zwischenhandel zu kaufen, Kund:innen, die ein gutes, ehrlich produziertes Lebensmittel wertschätzen. Und so ein Markt muss meiner Meinung nach auch eine Plattform für Gespräche, Meinungsaustausch und geselliges Beisammensein bieten. So gibt es auch von Anfang an die Schauküche und die Weinbar. Am 1. Samstag des Monats wird der Ziegenhof zum kulinarischen Treffpunkt – so wie es früher Märkte immer waren. Das schätzen die Kund:innen ebenso wie die besonderen Produkte. Für Kinder gibt es bei den Ziegen immer etwas zu tun und gerne beobachten sie die Hühner und Enten.
Der Markt der Erde findet einmal im Monat am ersten Samstag von 9 bis 14 Uhr statt. Nähere Details zu den Marktterminen gibt es immer auf facebook und auf www.marktdererde.at
Im Burgenland gibt es jeden zweiten Samstag im Monat einen weiteren Markt der Erde in Lutzmannsburg/ Mittelburgenland.
Meine Lieblingsgasthäuser/ -restaurants sind das „Gasthaus zur Dankbarkeit“ in Podersdorf, „Heimlich Wirt“ in Gols, „Gut Purbach“ in Purbach und das Restaurant „Joseph“ in Bruck an der Leitha. Unter den Heurigen schätze ich „Gut Oggau“ in Oggau, „Artner – Heuriger im Alten Bauernhof“ in Höflein bei Bruck und die „Bio-Buschenschank Lehner“ in Gols besonders.
Auf Social Media lese ich gerne bei @dasmundwerk, @alexandrapalla, @moreisnow und @danielawiebogen. Bei den Filmen kann ich "BROT - der Dokumentarfilm" und "DAS SYSTEM MILCH - die Wahrheit über die Milchindustrie" sehr empfehlen. Und als Buchtipp noch "BAUER UND BOBO" von Florian Klenk!
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