Unser Netzwerkpartner Land schafft Leben hat sich der Bewusstseinsbildung für Lebensmittel verschrieben. In seinem neuen Report hat der Verein das Kaufverhalten der Österreicherinnen und Österreicher unter die Lupe genommen. Warum dieses oft nicht mit dem zusammenpasst, was wir uns eigentlich von der Lebensmittelproduktion wünschen, erzählen die Gründer Hannes Royer und Maria Fanninger im Interview.
Maria: Die größte Erkenntnis aus über 75 Seiten Report war: Wir kaufen oft gar nicht das, was wir eigentlich wollen. Als Gesellschaft haben wir oft sehr hohe Ansprüche an unsere Lebensmittelproduktion. Sie soll zum Beispiel klimaschonend sein oder tierfreundlich. Diese Ansprüche stellen wir aber interessanterweise nur als Bürger:innen. Sobald wir dann aber in die Rolle der Konsument:innen schlüpfen, verabschieden wir uns davon und haben nur noch einen einzigen Anspruch: den billigsten Preis.
Hannes: Beim Thema Tierwohl kann man diese Lücke gut erkennen. In einer RollAMA-Befragung gaben kürzlich 48 Prozent der Befragten – also beinahe jede zweite befragte Person – an, dass ihnen Tierwohl wichtig sei. Die wenigsten davon greifen dann aber auch zu den entsprechenden Produkten. Beim Schweinefleisch etwa liegt der Bio- und Tierwohl-Anteil bei nur sieben Prozent. Aus einem einfachen Grund: Weil nicht mehr davon gekauft wird. Wir sind hier als Gesellschaft also schon ein bisschen heuchlerisch unterwegs.
Maria: Wir unterhalten uns beim Thema Tierwohl immer gerne nur über die Angebotsseite: Die Schweinehaltung muss sich ändern, Fleisch muss anders produziert werden. Dabei ist das längst passiert – woran es hapert, ist die Nachfrage. Denn sogar von den sieben Prozent Bio- und Tierwohlschweinefleisch essen wir in Österreich noch nicht einmal die Hälfte. Der Rest wird exportiert, weil er hier keine Abnahme findet. Was wir als Gesellschaft angeblich wollen, wird also am Ende des Tages doch nicht gekauft. So ehrlich müssen wir uns sein.
Hannes: Ich glaube nicht, dass irgendjemand beim Lebensmitteleinkauf absichtlich gegen seine eigenen Werte handelt. Die meisten wissen es einfach nicht besser. Und genau hier liegt auch der Schlüssel zu einem bewussteren Kaufverhalten. Um beim Beispiel zu bleiben: Ich kann mich nur für Tierwohl entscheiden, wenn ich weiß, wie Fleisch in Österreich überhaupt hergestellt wird, wie die Tiere hier leben, wie lange die Wege zum Schlachthof sind und so weiter. Dieses Wissen haben die meisten von uns heute nicht mehr, weil wir unsere Lebensmittel nicht mehr selbst herstellen. Deshalb müssen wir diese Informationen über andere Wege bekommen – und genau das ist auch unser Auftrag bei Land schafft Leben.
Maria: Auf jeden Fall. Wir haben im Frühling eine Umfrage unter 5.000 Schüler:innen gemacht, mit dem Ergebnis: Die Jugendlichen interessieren sich sehr für Themen rund um Lebensmittel und Ernährung und würden auch gerne mehr darüber in der Schule lernen. Es interessiert aber nicht nur die Jungen. Dass wir mit unserem Podcast „Wer nichts weiß, muss alles essen“ letztes Jahr den Ö3 Podcast-Award gewonnen haben, zeigt, wie groß das Interesse der Österreicherinnen und Österreicher generell an ihrem Essen ist.
Hannes: Kurz das Packerl umdrehen und schauen, wo das Lebensmittel herkommt. Das ist kein großer Aufwand, kann aber einen großen Unterschied machen.
Den vollständigen Report zum Lebensmittelkonsum findest du auf der Website von Land schafft Leben. Mehr über unseren Netzwerkparnter Land schafft Leben erfährst du hier.
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