Wenn sich ein musikbegeisterter Biobauer und eine Designerin beim Kaffeetrinken treffen, dann betreiben sie schon bald gemeinsam einen Biohof. So passiert bei Christoph Wagenhofer und Laura Wolfsteiner in Leonding.
Ich wollte immer Viecher haben.
Chris Wagenhofer
Als die Designerin und Illustratorin Laura Wolfsteiner Christoph Wagenhofer dereinst beim Kaffeetrinken kennenlernt, ist er schon einige Jahre Biobauer. Nach Wanderjahren übernahm er – mit seiner Band Ozymandias auch leidenschaftlicher Grunge-Musiker – 2010 das elterliche „Parzmayrgut“ in Leonding bei Linz. Denn neben der Musik hat ihn auch die Landwirtschaft immer schon begeistert: „Seit ich zu den Pedalen des Traktors komme, arbeite ich mit“, sagt er. Seine Eltern hatten einst mit der Viehwirtschaft aufgehört, doch Chris holte sie nach der Übernahme zurück: „Ich wollte immer Viecher haben“, sagt er. Gleich nach der Übernahme ziehen die ersten Tiere ein, 2012 stellt Chris auf biologische Landwirtschaft um – und heiratet ein paar Jahre später Laura. „Ich habe anfangs geglaubt, dass das, was Chris tut, normal ist“, sagt sie.
Stück für Stück wird Laura aber bewusst, dass Chris hier auf eine ganz besondere Weise arbeitet. Denn das rein biologische Wirtschaften hat er längst hinter sich gelassen, mittlerweile bewegt er sich in Richtung Demeter, auch weil ihm eine aktive Kreislaufwirtschaft wichtig ist. Heute bauen Chris und Laura auf rund 38 Hektar Fläche Ölfrüchte und Getreide in einer achtjährigen Fruchtfolge an. Einen Teil verkaufen sie, einen Teil verfüttern sie an ihre Tiere. Immer wieder werden die Felder und Äcker von kleinen Waldflächen unterbrochen – die sind Teil der Agroforstwirtschaft am Hof. „Ich setz überall Bäume“, sagt Chris. Die dienen nicht nur der Holzproduktion, sondern schützen auch gegen Starkwinde und bewahren den Boden vor Erosion, sie regulieren den Wasser- und Nährstoffhaushalt und sind Habitat für eine Vielzahl von Lebewesen – alles Aspekte, die zwar ökonomisch wenig einbringen, für Chris und Laura aber wichtig sind.
Kleine Wälder findet man auch zwischen den weitläufigen Weiden der Tiere. Da sind zum einen die Zwergzebus – kleine, äußerst robuste Rinder, die ursprünglich aus Sri Lanka stammen und die hier das ganze Jahr über im Freien leben. „Sie sind noch viel näher am Ur-Rind und sehr intelligent“, sagt Chris. Für Nachwuchs sorgt Stier Ludwig, alle zwei bis drei Monate schlachten Chris und Laura ein Rind und vermarkten es als Frischfleisch. Gleich angrenzend an die Zebus liegt die Schweinekoppel: Die 30 bis 40 Mangalitza-Schweine sind ebenfalls das ganze Jahr über auf der Weide – einmal im Jahr schlachten Chris und Laura sechs bis acht Schweine für Frischfleisch, Speck und Wurstwaren. Und schließlich sind da noch Frau Brillinger, Frau Wollinger und Herr Leopold Fellinger samt Herde: Krainer Steinschafe, die sich als natürliche Rasenmäher:innen um die Feldwege rund ums Parzmayergut kümmern. Einmal im Jahr werden die Lämmer aus eigener Zucht im Alter von sechs Monaten geschlachtet und das Fleisch ab Hof vermarktet. Bald im eigenen Hofladen samt Café, an dem Laura gerade tüftelt.
Christoph Wagenhofer und Laura Wolfsteiner
4060 Leonding
Grünburgstraße 30