Mit ihrer Pilzmanufaktur in St. Georgen an der Gusen zeigen Julia und Markus Scharner, dass man auf kleinster Fläche köstliche Lebensmittel anbauen kann. Und dass Landwirtschaft eine Zukunft hat, wenn man nur seinen eigenen Weg findet.
Es braucht nicht Geld und Hektar, sondern Leidenschaft.
Markus Scharner
„Im alten Mostkeller herrscht das ganze Jahr über das ideale Schwammerlwetter“, sagt Markus Scharner. Neben dem feucht-kühlen Kellerklima braucht die Pilzzucht, die er und seine Frau Julia am Hof von Julias Eltern in St. Georgen an der Gusen betreiben, nur noch drei weitere Zutaten: Wasser, Bio-Stroh und Pilzmyzel, das Pilzgeflecht, aus dem die Edelpilze wachsen. Schon nach wenigen Tagen durchbrechen die Kräuterseitlinge mit dem festen Biss, die fein-aromatischen Austernpilze und die nussig-würzigen Shiitake das Substratsackerl und sprießen wie die sprichwörtlichen Schwammerln. „Im Sommer kann man ihnen fast beim Wachsen zuschauen“, sagt Julia.
Ihre ersten Pilz-Versuche starteten Markus und Julia noch im Badezimmer ihrer Wiener Wohnung. Lange haben die beiden während ihres BOKU-Studiums überlegt, ob sie für sich eine zukunftsfähige Form der Landwirtschaft finden könnten. Die Faszination für Pilze und der Wunsch, eng mit Gastronom:innen zusammenzuarbeiten, ließ schließlich die Idee für die Mosberger Pilzmanufaktur entstehen. Mit einem Minimum an Budget und den ersten Pilzsporen verwandelten sie schließlich den alten, ungenutzten Mostkeller am Hof in ein Paradies für Pilze. Auf rund 100 Quadratmetern betreiben sie heute „Österreichs kleinste Landwirtschaft“, wie sie ihr Projekt nennen.
Geerntet werden die Pilze täglich – und das hat durchaus etwas Meditatives für die beiden. „Ich höre dabei am liebsten klassische Musik“, erzählt Markus. Frisch geerntet werden die Pilze an Gastronom:innen und regionale Wiederverkäufer:innen geliefert, der Großteil als Frischpilze, nur rund fünf Prozent verarbeiten Markus und Julia zu Bruschetta oder Pesto. Die Zusammenarbeit mit Köch:innen ist ihnen dabei besonders wichtig. Denn erst so lerne man, das volle Potential eines tollen Lebensmittels auszuschöpfen.