Würmlach

Sepp Brandstätter und der Gailtaler weiße Landmais

Sepp Brandstätter, Bergführer und Bauer aus Würmlach im Gailtal, hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den fast ausgestorbenen Gailtaler weißen Landmais zu bewahren. Diese jahrhundertealte Maissorte, die einst von ertragreicheren Hybridsorten verdrängt wurde, kehrt dank seiner Beharrlichkeit und seines Engagements auf die Felder zurück. Heute wird der weiße Landmais auf seinem biologisch bewirtschafteten Hof wieder angebaut und erfreut sich wachsender Beliebtheit – sowohl bei Köch:innen als auch bei Menschen mit Glutenunverträglichkeit.

„Der respektolle Umgang mit dem Boden, die Anwendung fast vergessenen Handwerkes, das Weiterbringen der alten Sorten, die leidenschaftliche Arbeit – wer hätte vor nahezu 30 Jahren gedacht, was so alles mit einem kleinen, weißen Maiskörnchen möglich ist?“

Sepp Brandstätter

Der Gailtaler weiße Landmais war fast verschwunden, als Sepp Brandstätter ihn zufällig entdeckte. Auf seinem Hof fand er einige wenige Kolben dieser alten Sorte, die seine Familie seit Generationen kannte. Fasziniert von der Geschichte und den einzigartigen Eigenschaften des Maises, begann er, ihn in kleinen Mengen im Gemüsegarten anzubauen. Sepp erinnert sich an seine ersten Anbauversuche: „Mit dem „Tirgefiedern“, also dem Entfernen der Blätter vom Maiskolben und dem anschließenden Aufhängen zum Trocknen, entwickelten sich auch unser Bewusstsein und unsere Wertschätzung für die fast vergessenen alten Geräte und handwerklichen Fähigkeiten auf dem Hof“, erzählt er. Die ersten Erfolge und der geliebte „Sterz“, den Sepp aus seiner Kindheit kannte, führten dazu, dass die Familie den Anbau und die Verarbeitung des weißen Maises ernsthaft verfolgte.

Der Gailtaler weiße Landmais ist eine einzigartige, gentechnikfreie Maissorte, die seit Jahrhunderten unverändert geblieben ist. Durch den Verzicht auf chemische Dünger und Pestizide ist Sepp Brandstätters Hof seit 2023 vollständig auf biologische Landwirtschaft umgestellt, und der Mais wird nach strengsten ökologischen Richtlinien angebaut. Die Pflanzen wachsen auf nährstoffreichen Böden, die nur durch natürlichen Dünger wie den Rottemist aus dem Stall versorgt werden. Besonders ist der Gailtaler weiße Landmais nicht nur wegen seiner langen Tradition, sondern auch aufgrund seiner glutenfreien Eigenschaften. Durch die Umstellung des gesamten Betriebs auf Maisanbau ohne Spuren von Weizen oder anderen glutenhaltigen Getreiden ist Sepp Brandstätters Mais perfekt geeignet für Menschen mit Zöliakie.

Der Anbau des Gailtaler weißen Landmaises erfordert viel Wissen und Geduld. Auf seinen Feldern fährt Sepp Brandstätter eine dreistufige Fruchtfolge. Im ersten Jahr wird der Mais angebaut, gefolgt von mehrjährigem Ackerfutter in den folgenden zwei Jahren, bevor der Zyklus erneut beginnt. Dies sorgt für eine nachhaltige Nutzung des Bodens und die Erhaltung der Fruchtbarkeit. Die Ernte des Mahlguts erfolgt mit dem Mähdrescher, doch die Ernte des Saatguts erfolgt noch immer händisch – eine alte Tradition, die Sepp bewahrt hat. Die Kolben werden zum Trocknen aufgehängt und bleiben bis Mitte Februar des Folgejahres an der Luft, bevor sie weiterverarbeitet werden.

Dank Sepps Engagement wurde der Gailtaler weiße Landmais von der EU als „seltene landwirtschaftliche Kulturpflanze“ anerkannt und genießt mittlerweile EU-weiten Markenschutz. Dies war ein wichtiger Schritt, um die Maissorte für zukünftige Generationen zu bewahren. „Es braucht Idealismus“, sagt Sepp, „um den respektvollen Umgang mit dem Boden und der Natur zu pflegen und gleichzeitig gegen die Agrarlobby anzukämpfen.“

Heute ist Sepp Brandstätters Hof Teil der weltweit ersten Slow Food Travel Region im Kärntner Lesach- und Gailtal. Besucher:innen aus aller Welt kommen, um die Felder zu besichtigen und mehr über den Anbau und die Verarbeitung des Maises zu erfahren. Sie lernen nicht nur die Geschichte des Maises kennen, sondern erfahren auch, wie wichtig es ist, altes Wissen zu bewahren und weiterzugeben. Sepp zeigt mit Stolz, wie auf seinem Hof alles zusammengehört – vom Speck, der geräuchert wird, bis zum Hauskäse, den seine Frau Evi zubereitet, und natürlich dem Mais, der überall auf dem Hof hängt. Freilich bleibt auch noch genügend Zeit fürs gemeinsame Verkosten der fein nussigen Polenta aus Gailtaler weißem Landmais.

Hier geht’s direkt zum Slow Food Erlebnis bei Sepp Brandstätter: https://www.slowfood.travel/de/Unterkunft-finden/Erlebnisse/erlebnisse/KTN/59487f03-bd71-4ba9-97a7-f74190a906bc/die-geschichte-des-gailtaler-weissen-landmais

Auf einen Blick:

Produzent:in

Sepp Brandstätter und der Gailtaler weiße Landmais

Sepp Brandstätter
9640 Würmlach
Würmlach 37