Das sind die drei Kriterien, die für uns als Slow Food ein gutes Lebensmittel ausmachen. Jedes einzelne dieser drei Prinzipien ist wichtig und gemeinsam ergeben sie das Ideal, nach dem wir für eine verantwortungsvolle und zukunftsfähige Ernährungs- und Esskultur streben – und das unsere Slow Food Produzent:innen schon heute leben.
Um noch mehr Transparenz und Vertrauen gegenüber Konsument:innen und Produzent:innen zu schaffen, haben wir uns 2022 entschlossen, gemeinsam mit unseren Slow Food Produzent:innen sowie vielen Convivienleiter:innen und Sprecher:innen der Slow Food Gemeinschaften eine Art Qualitätscharta zu erarbeiten, die – abgestimmt auf die unterschiedlichen Lebensmittelbereiche – definiert, was wir genau unter gut, sauber und fair verstehen, sodass wir in ganz Österreich, vom Neusiedler See bis zum Bodensee, vom nördlichen Waldviertel bis ins südliche Gailtal von einem gleichen Verständnis unserer Qualitätskriterien ausgehen:
Lebensmittel von Slow Food Produzent:innen sind vielfältig, nahrhaft, frisch und gesundheitlich einwandfrei. Sie schmecken zudem hervorragend, regen die Sinne an und sind ein Genuss.
Lebensmittel von Slow Food Produzent:innen werden mit nachhaltigen Methoden und mit Rücksicht auf die Natur gewonnen. Sie werden, ohne die Ressourcen der Erde, die Ökosysteme oder die Umwelt zu belasten und ohne Schaden an Mensch, Tier und Umwelt zu verursachen, hergestellt.
Bei der Produktion von Lebensmitteln achten Slow Food Produzent:innen auf die soziale Gerechtigkeit. Es werden also auf allen Stufen der Lebensmittelherstellung Arbeitsbedingungen geschaffen, die Menschen und ihre Rechte achten und sie werden angemessen entlohnt. Dabei wird Solidarität praktiziert und kulturelle und traditionelle Unterschiede werden geachtet. Darüber hinaus zahlen Ko-Produzent:innen erschwingliche, aber auch wahre, den Kosten und Aufwänden entsprechende Preise für die Lebensmittel.
Lebensmittel werden nicht industriell, sondern mit handwerklichen Anbau- und Verarbeitungsmethoden hergestellt. Damit wird traditionelles Lebensmittelhandwerk als wichtiges Element unserer Kultur bewahrt.
Die biologische Vielfalt auf dem Acker, der Weide, im Garten und im Stall wird direkt oder indirekt (z. B. Blühstreifen) erhalten und gefördert. Dabei wird nicht nur die Vielfalt an Tierrassen und Pflanzensorten unseres Ökosystems geschützt, sondern auch die Vielfalt in unserem Nahrungsangebot, was wiederrum die Geschmacksbildung fördert.
Es wird nach der EU-Bio-Verordnung oder ähnlichen, strengeren Vorgaben (z. B. Bio-Austria, Demeter) gearbeitet. Eine fehlende Zertifizierung kann in Ausnahmefällen durch einen von Slow Food Österreich definierten Prozess (Legitimation durch Branchenpartner:innen + Mitglied von Slow Food Österreich) kompensiert werden.
Wünschenswert ist, dass das Futter für die Tiere auf dem eigenen Betrieb angebaut und der Dung der Tiere in Form von Mist oder Gülle auf die Felder ausgebracht wird und so ein geschlossener betrieblicher Kreislauf entsteht.
Die begrenzten natürlichen Ressourcen, von denen die Landwirtschaft abhängig ist, allen voran Wasser für Bewässerung und Tierhaltung sowie Böden für Ackerbau und Weide, werden geschont.
Ein gesunder Boden als Voraussetzung für gesunde Pflanzen, gesunde Tiere und damit für gesunde Lebensmittel steht im Mittelpunkt der Bewirtschaftung.
Wünschenswert ist, dass im Zuge einer ressourcenschonenden Lebensmittelherstellung auch auf Energiesparmaßnahmen und -effizienz Bedacht genommen wird.
Bereits bei der Herstellung von Lebensmitteln wird darauf geachtet, „Abfälle“ weitestgehend zu vermeiden. Wünschenswert ist, dass angefallene „Abfälle“ einer weiteren Verwendung zugeführt werden (z. B. Molke als Futter oder Dünger, Trester als Tierfutter, zum Heizen, für Proteinmehl oder Würzsaucen).
Wünschenswert ist, dass im Zuge einer ressourcenschonenden Lebensmittelherstellung auf Verpackung verzichtet wird, wenn dies möglich ist. Dort wo Verpackung zum Schutz des Lebensmittels unabdingbar ist, wird auf die Nachhaltigkeit der Verpackungsmaterialien geachtet.
Um Vertrauen und Transparenz zwischen Produzent:innen und Ko-Produzent:innen zu schaffen, wird ein direkter Beziehungsaufbau gepflegt. Die Rolle der Gemeinschaft als Vermittler von material- und sozialkulturellem Wissen, wozu auch die Esskultur gehört, wird anerkannt und gefördert. Dadurch entsteht ein breites, auf gegenseitigem Austausch basierendes Netzwerk.
Entsprechend den produktgruppenspezifischen Anforderungen sind im Folgenden über die allgemeinen Kriterien hinausgehende Vorgaben für Slow Food Produzenten:innen dargestellt.
siehe dazu auch bei Slow Food Deutschland
Diese Anforderungen für Slow Food Produzent:innen haben zum Ziel, dass Rohmilch als Teil unserer Ernährung erhalten bleibt. Die Milch und Milchprodukte spiegeln die Tierrasse, die Jahreszeit und die spezifische Art des Futters im Geschmack wider. Bei der Verarbeitung und Reifung von Rohmilchkäse bleibt die einzigartige Aromenvielfalt erhalten.
Verarbeitete Produkte
Verarbeitete Produkte
Verarbeitete Produkte
siehe auch Slow Fisch Positionspapiere
Verarbeitete Produkte – frische Teigwaren
Verarbeitete Produkte – frische Teigwaren
Verarbeitete Produkte – frische Teigwaren
Verarbeitete Produkte – frische Teigwaren
siehe auch Slow Food Kaffee Bündnis
Verarbeitete Produkte
Die Rohstoffe zur Herstellung von Speiseeis auf a) tierischer Milchbasis (Kuh, Schaf, Ziege...) oder in Form von b) veganen Sorbets auf Wasser und/ oder Getreide-Basis (Hafer, Soja, Hanf...) stammen bestenfalls von Betrieben aus dem lokalen Umkreis und entsprechen jedenfalls den Richtlinien von Slow Food Österreich .
Die Hauptzutaten werden jedenfalls vorwiegend saisonal und lokal bezogen und verarbeitet. Wenn eine Zutat im lokalen Umkreis nicht zur Verfügung steht, wird der Rohstoff nach sorgfältiger Auswahl der Hersteller:innen aus der für den Rohstoff heimischen Region (z. B. Vanille, Kakao, Zitrone, Johannisbrotkernmehl) bestenfalls direkt bezogen.
Um den Geschmack nicht zu verfälschen und das traditionelle Handwerk des Eismachens zu bewahren, werden keine industriell hergestellten Basen, Halbfertigprodukte sowie Fertigmischungen, sondern vorwiegend saisonale Urprodukte (z.B. Erdbeeren, Äpfel, Zwetschken, Quitten, Honig, Kürbiskernöl, Basilikum ...), die vorwiegend manuell und vor Ort frisch verarbeitet werden, verwendet.
Die Verwendung von österreichischem Bio-Rübenzucker ist - trotz industrieller Herstellung – anderen nicht heimischen Zucker-Arten vorzuziehen. Auf Zucker-Alternativen (z.B. Xylit, Erythrit oder Stevia) wird verzichtet.
Als offene und integrative Bewegung versteht sich Slow Food als Netzwerk, Plattform und Inkubator für neue Ideen. Seit über 20 Jahren engagieren sich Menschen in Österreich für diese Bewegung. Mit 2023 beginnt eine dreijährige Übergangsphase für all jene, die bereits jetzt im Slow Food Netzwerk in Österreich integriert sind, jedoch eine der oben genannten Kriterien noch nicht erfüllen.
Die Mitglieder von Slow Food Österreich sehen sich dabei als vernetzende Wegbegleiter und Partner.