Tieschen

Bio-Weingut Kobatl

Definitiv keine Weine zu machen, wie sie überall auf der Welt entstehen könnten – mit dieser Ambition gründete Michael Gangl sein eigenes Weingut in Tieschen in der Südoststeiermark. Zehn Jahre später ist ihm das mit seinen Kobatl-Weinen gelungen – für manche sind sie sogar „out of space“.

„Ein Wein kann gar nicht jedes Jahr gleich schmecken.“

Michael Gangl

Michael Gangl schenkt uns einen Schluck seines Weins „Out of Space“ ein. Warum er so heißt? „Weil er verglichen mit den für die Südosteiermark typischen Weinen für viele so schmeckt“, sagt der Bio-Winzer. Als „Out of space“ hätten viele auch seine Art Wein zu machen bezeichnet – zumindest als er vor rund zehn Jahren in seiner Heimat in Pichla in Tieschen in der Südoststeiermark mit dem Weinmachen begann. Damals machte er nach der Ausbildung an der Weinbauschule Klosterneuburg ein Praktikum in einem großen Weingut in Neuseeland und lernte dort die industrielle Art der Weinproduktion. „Ich war fasziniert, wie es trotz maschineller Lese gelang, einen doch ganz passablen Wein zu machen“, erzählt er. Ein Wein freilich, der überall auf der Welt hätte produziert werden können, wie er sagt. Moderne Kellertechnik und Reinzuchthefen würden so etwas möglich machen. Für Michael aber war die wichtigste Erkenntnis für sein eigenes Weingut geboren: „Ich knie‘ bei jedem Rebstock vier bis fünfmal im Jahr. Für einen Wein, der überall auf der Welt hätte gemacht werden können, knie‘ ich mich nicht so oft nieder“, sagt er.

So bewirtschaftet er heute fünf Hektar Weingärten - drei davon allein und zwei in Zusammenarbeit mit Freund:innen. Genau die Fläche, um die er sich allein gut kümmern kann. Dass seine Weine jedes Jahr anders schmecken, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit: „Jeder, der 365 Tage im Jahr nach draußen geht, wird merken, dass ein Wein gar nicht jedes Jahr gleich schmecken kann.“ Im Weingarten setzt er auf biologische Bewirtschaftung. Doch weil ihm selbst das, was im Bio-Weinbau erlaubt wäre, zu viel ist, hat er sich von Beginn an ausschließlich für PIWI-Sorten, also pilzwiderstandsfähige Rebsorten, entschieden – insgesamt fünf an der Zahl: Muscaris, Sauvignak, Cabernet Blanc, Sauvignon Gris und Bronner. Gemeinsam mit befreundeten Bio-Produzent:innen stellt er seinen eigenen Komposttee her – aus Waldbodenlaub, Trester, Basalt aus einem nahegelegenen Steinbruch sowie Kuhmist. Zwischen den Rebstöcken pflanzt er möglichst viele blühende Pflanzen. „Das zieht Insekten an und dann regulieren sie sich selbst“, sagt er. Sind die Trauben reif, werden sie ausschließlich von Hand gelesen. Michaels Weine vergären spontan auf der Maische und reifen in ungetoasteten Holzfässern, parallel experimentiert er mit Amphoren. Filtern oder Schönen kommt für ihn nicht infrage. „Am Ende macht die Kellerflora den Wein fertig“, sagt er. Und die ist in seinem 70 Jahre alten Kuhstall, den er zum Weinkeller umfunktionierte, mit der rustikalen Holzdecke vermutlich einzigartig auf dieser Welt. Der einzige Luxus in diesem Keller ist die Fußbodenheizung („Barfuß im Weinkeller arbeiten ist richtig cool“) – und die Tatsache, dass er überhaupt seinen eigenen Weinkeller besitzt. Denn begonnen hat er vor zehn Jahren ja in der Garage eines Freundes.

Damals war der Hof seiner Eltern, Veronika und Anton, ein Obstbaubetrieb; Weingärten mussten erst gepflanzt werden, und einen Weinkeller gab es nicht. Während dieser Zeit reiste Michael immer wieder um die Welt: „Ich habe sehr viel gesehen, wie ich es nicht machen will. Hier will ich lieber der Natur ihren Lauf lassen“, sagt er. Welche Weine übers Jahr entstehen, könne er nicht vorhersagen; vielmehr zeichne die Natur das Bild eines Weins. Dass er auch die Etiketten seiner Weine selbst entwirft, ist da nur stimmig – ebenso wie der Vulgo-Name des Hofes, der als Name für das Weingut dient: „Ko“ steht im Steirischen für die Hecke zwischen Wiesen, Weingärten und Äckern, „Wubatl“ ist das steirische Dialektwort für einen Schalk oder Kobold. Einst muss am Hof also ein „Kobatl“ gelebt haben, ein schelmischer „Gebüschteufel“, dem die Natur am Herzen lag – oder er tut es noch immer?

Danke an die Steiermärkische Sparkasse, die dieses Produzent:innen-Porträt ermöglicht hat.

Auf einen Blick:

Produzent:in

Bio-Weingut Kobatl

Michael Gangl
8355 Tieschen
Pichla bei Radkersburg 31