Spaziert man durch den Jungpflanzenmarkt am Biohof Scharler, entdeckt man mitunter Sorten, von denen selbst Kenner:innen noch nie etwas gehört haben: Alki Blue Blood, Rote Murmel, Cuccino Orange – Vielfalt, soweit das Auge reicht.
Nach 30 Jahren steigt die Vielfalt an Wildkräutern am Acker.
Walter Scharler
Mit alten und seltenen Sorten kommt Walter Scharler schon bald nach der Umstellung auf Bio-Landbau (1988) und der Spezialisierung auf Gemüseanbau (1990) in Berührung. Ertrifft auf das Saatgut von „Dreschflegel“ und „Arche Noah“ - und begeistert von der schier unglaublichen Vielfalt richtet er seinen gesamten Betrieb auf Sortenraritäten aus: „Wir haben alles hardcore umgekrempelt“, erzählt er mit den leuchtenden Augen eines Bio-Bauern, der, wie er feststellt, mittlerweile sein halbes Leben als solcher verbracht hat. „Nach 30 Jahren merke ich, wie auch die Vielfalt an Wildkräutern am Acker gestiegen ist.“ Seine Expertise für seltene Sorten hat ihm 2014 gar einen Besuch von Sarah Wiener beschert – an die gemeinsamen Kochabende erinnert er sich gerne zurück.
2015 übergibt er seinen Betrieb in Wetzawinkel seinem Sohn Thomas. Der hatte nach 17 Jahren in der EDV-Branche genug, tauschte Computer-Tastatur gegen Hacke und Spaten und bewirtschaftet seither – noch mit Unterstützung seines Vaters – die zehn Hektar Ackerfläche in der Oststeiermark, wenige Kilometer östlich der Gemeinde Gleisdorf, wo das frisch geerntete Gemüse mittwochs und samstags am Bauernmarkt verkauft wird: „1990 waren wir dort drei Bio-Bauern und 16 konventionelle Bauern, heute sind wir elf Bio-Bauern und nur noch sieben konventionelle Bauern“, erzählt Walter stolz.
Damals wie heute werden alle Pflanzen bis auf die Chilis („Das Saatgut brennt“) vom Samenkorn selbst gezogen – bei rund 80 Sorten Paradeisern, knapp 30 Sorten Paprika und vielem mehr eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Einen Teil verkaufThomas Scharler als Jungpflanzen, rund 30.000 Pflänzchen wandern jedes Jahr auf die Ackerflächen und in die Folientunnel für die Bio-Gemüseproduktion. Damit er seinen eigenen Mist als Dünger aufbringen kann, hält Thomas auch einige Kühe. So gelingt es ihm mittlerweile, mit einer kurzen Pause zwischen November und Jänner das ganze Jahr über frisches Gemüse zu produzieren, das auch von der regionalen Gastronomie gerne nachgefragt wird. Den eigenen Hofladen öffnet er nur Freitag nachmittags:
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