Eigentlich hätte Gottfried Lamprecht den jahrhundertealten Hof seiner Eltern in Markt Hartmannsdorf in der Südoststeiermark als Obstbaubetrieb fortführen sollen. Doch er entschied sich für Wein – und stellt heute Bio-Weine her, die von ihrer Herkunft am Buchertberg erzählen.
„Meine Weine erzählen selbst, woher sie kommen.“
Gottfried Lamprecht
Als Gottfried Lamprecht als junger Mann auf die Obstbauschule in Klosterneuburg kommt, sollte er dort eigentlich alles über Äpfel lernen. Denn die rund 17 Hektar am elterlichen Betrieb daheim in Markt Hartmannsdorf in der Südoststeiermark sind hauptsächlich damit bepflanzt. Gottfried kommt in der Schule allerdings bald auf andere Ideen: Verkostungen, Gespräche mit angehenden Weinbäuer:innen und spezielle Weinbaukurse bringen ihn auf den Geschmack des Weins, besser gesagt: auf den Geschmack des Bio-Weins. Denn schon damals bemerkt Gottfried, dass ihm dieser meist am besten schmeckt: „Bio-Weine sind oft geschmacklich interessanter, weil sie mehr zeigen, woher sie kommen.“
Wieder daheim beginnt er ab 2006 entgegen vieler Widerstände die ersten Rebflächen am Buchertberg händisch zu bepflanzen – vom Start weg nach den Richtlinien des biologischen Weinbaus: „Ich kenne da jeden Quadratmeter.“ Dabei schließt er gewissermaßen wieder an die langjährige Tradition des Terroirs an. Denn die Flächen in der Region, die heute zum steirischen Vulkanland zählt, sind wie gemacht für den Weinbau. Schon die Chorherren des Stifts Vorau, zu dem der „Herrenhof“ bis 1848 gehörte, wussten um die besondere Weinlage des Buchertberges. Durch unzählige Eigentümerwechsel im 19. Jahrhundert ging der Weinbau allerdings irgendwann verloren. Und als Gottfrieds Urgroßvater den Hof zwischen Riegersburg und Schöckl samt der arrondierten Flächen im Jahr 1913 erwarb, spezialisierte sich die Familie auf den Obstbau.
Gottfried setzt nun eben auf Wein – und hätschelt seine Reben nicht, wie er sagt. Er setzt auch schwierige Rebsorten, sogar rote wie Pinot Noir und Blaufränkisch, die in diesem Weißweingebiet gar nicht typisch sind. In einem seiner Weingärten wächst noch ein echter Gemischter Satz – ein reiner Terroirwein, bei dem allein die Herkunft im Vordergrund steht: 100, teils uralte und sehr rare Rebsorten hat Gottfried dafür gesammelt und händisch ausgepflanzt: „Viele dieser Sorten waren früher hier heimisch, sind aber in Vergessenheit geraten.“ Dazu kommen jedes Jahr weitere fünf bis sieben Weine – ein kleines, feines Sortiment, das Gottfried mit tatkräftiger Unterstützung seiner Eltern produziert. Das Terroir ist ihm dabei am wichtigsten: Der Winzer verändert die Weine nicht, filtriert sie nicht und sie reifen in Eichenfässern aus dem eigenen Wald. Diese Einmaligkeit zeigt sich auch auf der Flasche: Jeder Wein bekommt jedes Jahr ein einzigartiges, neues Etikett.