Als er auf einem kleinen Bauernhof im Ennstal eine der letzten Bergschecken-Kühe entdeckt, startet der Tierarzt Matthias Brandstätter eine Rettungsaktion für diese gefährdete Tierrasse, die in der Region rund um den Dachstein schon immer heimisch war.
Die Ennstaler Bergschecken leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Kulturlandschaft.
Matthias Brandstätter
„Die gefährdeten Tierrassen haben es mir immer schon angetan. Ich hab' ein Faible für die Zurückgebliebenen“, sagt Matthias Brandstätter und lacht. Bei einem Besuch am Hof der pensionierten Bäuerin Laura Bacher im Ennstal entdeckt der Landtierarzt im Jahr 2006 einen der letzten Bestände der Ennstaler Bergschecken, von denen es damals nur noch 42 reinrassige Tiere gibt. Von Bacher kauft er seine erste Kalbin und vermehrt die Rasse auf seinem eigenen Hof. Unterstützt werden die Bemühungen von seinem ehemaligen Studienkollegen Karl Bauer, der an der Besamungsstelle Gleisdorf einen Bergschecken-Stier für die Nachzucht der gefährdeten Rasse freigibt.
Heute hält Matthias auf seinem 700 Jahre alten Marharterhof in Ramsau am Dachstein eine kleine Herde aus 30 Ennstaler Bergschecken und trägt damit zum Erhalt dieser gefährdeten Rasse des Hausrindes bei: „Die Bergschecken waren in unserem Gebiet immer schon heimisch.“ In Ausgrabungen eines 1300 Jahre alten Mauthäuschens am alten Salzpfad am Dachstein wurden Lederreste gefunden, die durch eine DNA-Analyse eindeutig dieser Rasse zugeordnet wurden, erzählt Matthias. Auch seine Herde verbringt den Sommer auf der 1600 bis 2000 Meter hoch gelegenen Grafenbergalm am Dachstein, wo der Schriftsteller Bodo Helm die Rinder von Matthias und einiger weiterer Bauern aus der Region behirtet.
Geschlachtet werden die Ennstaler Bergschecken erst, wenn sie mindestens zweimal „gealpt“ haben, also zwei Sommer auf der Alm verbracht haben - und auch dann nur nach Bedarf. Nach der Schlachtung reift das Fleisch 14 Tage am Knochen, erst danach wird es zerlegt und überwiegend im Ganzen an die regionale Gastronomie verkauft, wo es wegen seiner feinen Muskelfaserung und schönen Marmorierung sehr geschätzt wird. Da die Rinder langsam und ohne Kraftfutter wachsen, auf der Alm frische Kräuter und Gräser fressen und Bergquellwasser trinken, hat das Fleisch auch einen höheren Anteil an Mineralstoffen und ungesättigten Fettsäuren. Wobei der Geschmack des Fleisches für Matthias nur einer von vielen Beweggründen ist, diese gefährdete Tierrasse zu erhalten: „Für unsere Region wäre es sehr schlimm, wenn es die Ennstaler Bergschecken nicht mehr gäbe.“
Matthias Brandstätter
8972 Ramsau am Dachstein
Ramsau 46
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