Das weltweit größte Event rund um gute, saubere und faire Lebensmittel sowie Ernährungspolitik war nach einer Pandemie-Pause endlich wieder real erlebbar: Slow Food Communities aus 130 Ländern und rund 350.000 Besucher:innen kamen vom 22. bis 26. September 2022 in einer einzigartigen Location in Turin zusammen und Slow Food Österreich war mit dabei!
Passend zum Thema „RegenerAction“ drehte sich auf dem Gelände einer ehemaligen Industriestätte alles um die Notwendigkeit der Regeneration unserer „Terra Madre“. Unsere Mutter Erde ist einzigartig und im Sinne einer lebenswerten Zukunft können wir durch unsere Entscheidungen rund um Lebensmittel ein faires Ernährungssystem schaffen. Die Terra Madre bot eine Fülle an Inspirationsquellen:
Eine Landschaft aus Palettenwänden formte einen fließenden Raum unter dem Dach der ehemaligen Produktionshalle. Dazwischen Hochbeete mit einer Vielzahl an bunten Pflanzen, Videoinstallationen, Spiel- und Lernautomaten, Räumen für Workshops, Vorträge und Diskussionen. Die Säulen der Interessensvertretung, Bildung und Biodiversität waren in vielen Facetten vertreten und erlebbar. Auf einem Biodiversitätspfad wurden Getreide, Leguminosen und Früchte aus aller Welt ausgestellt. In passenden Kochaktionen erfuhren wir, wie die Vielzahl an Kastaniensorten von Italien bis ins Amazonasgebiet verarbeitet werden und wie diese schmecken.
Auf dem Markt gab es ebenfalls eine Fülle zu entdecken. Neben Zelten mit italienischen Spezialitäten traf sich die multikulturelle Menge vermehrt im Bereich der Presidi. Es wurde gemeinschaftlich verkostet, getrunken und mit Produzent:innen ausgetauscht. In unzähligen Gesprächen lernte man Kulturen kennen, mit denen man sonst selten in Berührung kommt. Eine Köchin aus Puerto Rico erzählte uns beispielsweise von ihren Versuchen aus der heimischen Yuca-Wurzel Brot herzustellen. Im Gegensatz zu importierter Ware von weit her schmeckt das Produkt nicht nur gut, sondern ist im dortigen Klima um einiges haltbarer. Durch das Wiederaufleben ihrer traditionellen Produkte und fast vergessener Lebensmittel leisten solche Initiativen und viele Produzenten täglich einen Beitrag zur Regeneration unserer Erde und der Stärkung ihrer eigenen Identität und Region.
Auch Slow Food Österreich teilte seine Spezialitäten und Traditionen mit den internationalen Gästen. Besonders die italienischen Besucher:innen waren interessiert an den kreativ angerichteten Pulled Pork Burgern vom Biohof Thomabauer aus Oberösterreich. Insbesondere war das Waldviertel mit einer Reihe an Arche und Presidi Produkten vertreten: das Waldstaudekorn von Allram Daham und Rainer Deutsch, der Rote Veltliner Donauterrassen von Hans Czerny und weiteren Winzern des Presidio, sowie das Waldschaf von Fritz Angelmayer. Besonders zu Mittag ging der warme Lamm-Leberkäse in einer Semmel aus Waldstaudekorn weg wie nichts. In benachbarten Zelten war Kärnten als Tourismus und Genussregion ebenfalls vertreten. Man formte mit Besucher:innen jeder Altersklasse köstliche Kletzennudeln und unterhielt sich über ihre neuen Reiseregionen. Der interne Austausch mit Mitgliedern und österreichischen Produzent:innen tat gut.
Während letztere fleißig unseren schönen Stand hüteten, konnte sich ein Teil der Delegierten von Slow Food Österreich ausführlich mit unseren Nachbar:innen aus Deutschland und der Schweiz austauschen. So ähnlich wir doch für dieselbe Idee brennen, so interessant war es, die unterschiedlichen Strukturen und Schwerpunkte kennenzulernen. Der Perspektivwechsel gab uns weitere Inspiration für künftige Projekte und wir hoffen weiter im Austausch zu bleiben. Gemeinsam mit Edie Mukibii, dem neuen Präsidenten von Slow Food International, gehen wir einen Schritt weiter in die Zukunft. Zuversichtlich, wenn auch nicht untätig, sind wir schon gespannt auf die nächste Ausgabe der Terra Madre. Am besten jetzt schon im Kalender vermerken! Wer in zwei Jahren die Möglichkeit hat, sollte die Chance ergreifen und so wie wir in die bunte Welt der Terra Madre eintauchen. Bis dahin kann jede:r einzelne von uns etwas für die Regeneration unserer Mutter Erde tun. Praktische Ideen wurden dazu auf der Terra Madre entwickelt und im RegenerAction Tool Kit festgehalten. Warum es beispielsweise nicht nur für unseren Körper gut ist, „Biodiversität“ zu essen, könnt ihr hier nachlesen.